post-title Frida Orupabo | Alles ist zerbrochen in der Nacht | Galerie Nordenhake Berlin | 27.04.-29.06.2024

Frida Orupabo | Alles ist zerbrochen in der Nacht | Galerie Nordenhake Berlin | 27.04.-29.06.2024

Frida Orupabo | Alles ist zerbrochen in der Nacht | Galerie Nordenhake Berlin | 27.04.-29.06.2024

Frida Orupabo | Alles ist zerbrochen in der Nacht  | Galerie Nordenhake Berlin | 27.04.-29.06.2024

bis 29.06. | #4268ARTatBerlin | Galerie Nordenhake Berlin zeigt ab 27. April 2024 die Ausstellung Alles ist zerbrochen in der Nacht der Künstlerin Frida Orupabo.

In ihrer zweiten Einzelausstellung in der Galerie Nordenhake in Berlin präsentiert Frida Orupabo eine neue Serie großformatiger Drucke, Collagen und Skulpturen, die sie in zwei Rauminstallationen spezifisch inszeniert. Die Künstlerin beschäftigt sich mit der Praxis des Archivs und der darin liegenden Macht von Bildern, die eindringlich Fragen von race, Geschlecht, Identität, Sexualität, dem Blick und kolonialer Gewalt spiegelt.

Orupabo schöpft aus den enormen Weiten des Internets und schneidet die gefundenen Bilder als transformierte Körper und Kontexte in vielschichtigen Collagen zusammen. Als Soziologin ausgebildet begann sie Anfang der 2010er, über ihren Instagram-Account @nemiepeba ein sorgfältig zusammengestelltes persönliches Archiv zu sammeln und zu präsentieren. Beginnend mit einem Familienarchiv, weiten sich die Funde schnell auf koloniale Archive, aber auch popkulturelle Kontexte aus, die teilweise von Gewalt, Rassifizierung und Sexualisierung Schwarzer Menschen zeugen. Die Künstlerin erstellt durch die Manipulation einer archivierten Realität alternative Erzählungen, in denen der Mangel an Schwarzer Repräsentation beunruhigend deutlich wird. Ähnlich wie die Ausschnitte in der Collage Inferno gucklochartig scheinen, zeigt die freistehende Skulptur On my hands and Knees Teile eines Gesichts als dreiblättriges Kleeblatt der Spielkartenfarbe Kreuz. Eine Form, die auch an ein Schlüsselloch denken lässt. „Ein Werk zu schaffen, das auf den Betrachter zurückblickt“ ist für Orupabo eine Möglichkeit, „sich zu weigern, zum Objekt gemacht zu werden“ und zu sagen „Ich sehe Dich“. Indem sie mit verschiedenen Arten des Sehens und Nicht-Sehens experimentiert, fordert sie aktiv hinzuschauen.

Der Vorhang steht in einer langen Tradition von Zurschaustellung, Intimität, und Voyeurismus. Hier hängt er als Teil der Ausstellungsarchitektur zentral im ersten Raum, auf der die großformatige Photogravur Sickbed I installiert ist. Das Zusammenspiel der Arbeiten und deren spezifische Inszenierung für diese Räume schafft eine Atmosphäre und Erzählung von akutem Unbehagen, die die Skulptur Sunny, den Raum überblickend, aufbricht. Sickbed I zeigt die digitale Collage eines halbliegenden Frauenkörpers in leuchtendem Weiß vor einer surrealen Repräsentationsarchitektur mit Vorhang, der mit weit geöffneten Augen isoliert an ein Bett fixiert ist. Durch Umkehrung ins Negativ und Auslotung des Farbspektrums erscheinen die zuvor dunkelsten Bereiche leuchtend hell und umgekehrt. Die Drucktechnik der Photogravur spiegelt erneut das vielschichtige Arbeiten der Künstlerin. Das Bild greift das Konzept von wachsamer Ruhe auf, welches bereits in früheren Collagen Orupabos aufschien und der Schriftsteller Ayi Kwei Armah als notwendige Überlebensmaßnahme auf den Schock eines erlebten Traumas begreift. Die Dichterin Tricia Hersey beschreibt Ruhe in ihrem Buch Rest is Resistance zudem auch als Verweigerung kapitalistischer Ausbeutungsökonomien. Im zweiten Raum der Galerie, der mit Vorhängen verdunkelt ist, tritt das Motiv des Krankenbetts pointiert wieder hervor und wird von der großformatigen digitalen Collage Picnic flankiert. Geisterhaft giftig-grün glimmen Elemente einer Picknickszene mit einem Frauenkopf neben der Joker-Karte eines historischen rassistischen Kartenspiels aus den USA vor tiefschwarzem Hintergrund hervor. Das Thema eines scheinbar unbeschwerten bürgerlichen Picknicks im Grünen birgt eine grausame Tradition im Kontext von Lynchmorden.

ARTatBerlin - Nordenhake - Frida Orupabo - Hearts and Diamonds 1

Frida Orupabo, Hearts and Diamonds, 2024, collage: pigment print on acid-free cotton paper, mounting tape,
split pins, mounted on aluminium, 147 x 125 cm, 57 7/8 x 49 1/4 in

Orupabos Arbeiten vermitteln ein Bewusstsein darüber, dass der unschuldige Blick nicht existiert. Unabhängig davon, ob es sich um physische oder digitale Collagen handelt, das Ausschneiden, Übereinanderlegen und Platzieren von Bildern betont eine historische Verstärkung rassistischer Darstellungen, die immer wieder von neuem verhandelt werden müssen. In ihrer Praxis ist das Collagieren als eine Art Daseinsweise zu verstehen. Wie Legacy Russell über Orupabos Arbeiten bemerkt, ist zu leben und die Prächtigkeit der Existenz als Ordinary Black BeingTM zu verhandeln eine konstante Ausübung von Assemblage (…).

Frida Orupabo wurde 1986 in Sarpsborg, Norwegen geboren, und lebt und arbeitet in Oslo. Bevorstehend nimmt sie an der 15. Gwangju Biennale (2024) teil, und präsentiert Einzelausstellungen in der Bonniers Konsthall, Stockholm (Sommer 2024), Astrup Fearnley Museum, Oslo (2025) und dem Sprengel Museum, Hannover (2025). Vergangene Einzelausstellungen beinhalten das Fotomuseum Winterthur (2022); Museu Afro Brasil, São Paulo (2021); Kunsthall Trondheim, Trondheim (2021); Huis Marseille, Amsterdam (2020); Portikus, Frankfurt am Main und Kunstnernes Hus, Oslo (beide 2019). Orupabo nahm an dem Okayama Art Summit (2022); der 34. São Paulo Biennale (2021), und der 58. Venice Biennale (2018) teil. Zusammen mit Ming Smith und Missylanyus, stellte sie in Arthur Jafa’s Ausstellung A Series of Utterly Improbable, Yet Extraordinary Renditions im Moderna Museet in Stockholm und der Galerie Rudolfinum in Prague (beide 2019), Julia Stoschek Collection, Berlin (2018), und der Serpentine North Gallery, London (2017) aus. Orupabo hat kürzlich den SPECTRUM – Internationaler Preis für Fotografie (2025) erhalten

Vernissage: Freitag, 26. April 2024 18:00 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 27. April– Samstag, 29. Juni 2024

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Bildunterschrift Titel: Frida Orupabo, Hearts and Diamonds, 2024, collage: pigment print on acid-free cotton paper, mounting tape, split pins, mounted on aluminium, 147 x 125 cm, 57 7/8 x 49 1/4 in (detail)

Ausstellung Frida Orupabo – Galerie Nordenhake Berlin | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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