post-title Die Schwärze der Nacht | Köppe Contemporary | 26.11.-13.01.2016

Die Schwärze der Nacht | Köppe Contemporary | 26.11.-13.01.2016

Die Schwärze der Nacht | Köppe Contemporary | 26.11.-13.01.2016

Die Schwärze der Nacht | Köppe Contemporary | 26.11.-13.01.2016

bis 13.01. | #0878ARTatBerlin | Köppe Contemporary zeigt ab dem 26. November 2016 die Gruppenausstellung „Die Schwärze der Nacht“ mit Werken der Künstler Said Baalbaki, Christian Rickert, Walter Yu, Kevin A. Rausch, Bodo Rott, Becker Schmitz.

Dem Nachtsujet kam seit dem ersten Bild, das die Kunstgeschichte aus derRenaissance kennt (1475) bis in das 20. Jahrhundert hinein als Genrebild erhebliche Bedeutung zu.
Stimmungsvolle Nachtdarstellungen mit Kerzen-, Fackel- oder Gasbeleuchtungen waren beim Publikum ebenso beliebt wie die Darstellung von Feuersbrünsten oder nächtlichen Naturphänomenen – etwa einem Gewitter. Auch der Schlaf, der Traum und das Unbewusste waren wie die Schönheit und Eleganz einer nächtlichen Szenerie immer schon Themen, die mit dem Nachtsujet verbunden waren.
Aber neben romantischen Aspekten wurden auch zentrale existentielle Themen wie Tod und Vergänglichkeit im Nachtbild festgehalten, ebenso wie das Tragische, das Grauenvolle und das Unheimliche. Die Nacht ist ein ebenso unheimliches wie faszinierendes und intensives Erlebnis. Mit dem Nachtsujet verbinden sich auch poetische Themen sowie Intimität oder Geborgenheit. In der zeitgenössischen Malerei ist das Nachtbild wieder ein relevantes Motiv geworden. Es wurde durch neue Sichtweisen und neue Ausdrucksformen sowohl formal als auch inhaltlich erneuert. Aber wie setzen heutige Künstler das Thema „Nachtbild“ um? Was verbinden sie „zeitgenössisch“ mit dem Thema? Welche maltechnischen Neuerungen, welche Gestalt- und Ausdrucksmittel verwenden sie? Welche künstlerischen Traditionen fließen ein? Und ist der Begriff des Nachtbildes heute tatsächlich durch die Gegenwartskunst weiter gefasst? Diesen Fragen geht die Ausstellung über folgende Künstler nach. Allerdings zeigt schon ein erster Blick auf die Bilder der Ausstellung, dass sich die Motive zeitgenössischer Künstler weit entfernt von der Genre- und Stimmungsmalerei früherer Epochen entfalten. Heute werden mit dem Nachtbild – wie sich bei allen teilnehmenden Künstlern zeigt – eher gesellschaftlich und politisch relevante Thematiken verbunden. In vielen der ausgestellten Arbeiten dokumentiert sich sowohl eine gestiegene Aufmerksamkeit gegenüber dem Weltgeschehen als auch eine gewisse Verunsicherung durch die jüngsten Erfahrungen globaler Konflikte und Krisen.
Die Präsentation in den Ausstellungsräumen der VILLA KÖPPE zeigt ausgewählte Gemälde von Künstlern aus China, Österreich und Deutschland.

Said Baalbaki (Beirut / Berlin) ist im Libanon geboren und lebt seit rund vierzehn Jahren in Berlin. Der Zyklus seiner sogenannten „Kofferbilder“ bildet einen Schwerpunkt zum Thema Heimat, Vertreibung und Heimatlosigkeit innerhalb seines künstlerischen Œuvres. Die Motive dieser Serie zeigen in hart-frontaler Ansicht übereinander gestapelte Koffer vor nächtlichem Hintergrund. Diese Motive wirken umso eindrücklicher und bedrückender, da derartige Szenarien menschenleer sind. Wir alle kennen die Medienbilder von Flüchtlingstrecks und den in Flüchtlingscamps oder vor Grenzhindernissen abgestellten Koffern oder Rucksäcken von Menschen auf der Flucht. Derartige Bilder haben sich in unserem kollektiven Gedächtnis eingeprägt. Vor nächtlichen Hintergründen changieren Baalbakis „Kofferbilder“ zwischen Stillleben und Vanitas-Sinnbildern. Sie prangern Militarismus und Nationalismus ebenso an, wie Elend und Not der Kriegsflüchtlinge. Seit Jahren beschäftigt sich Said Baalbaki aus eigenem Erleben mit den Zuständen im mittleren Osten und in seiner Heimat, dem Libanon. Es gibt kaum einen Künstler, dessen Werk sich so intensiv mit der sozialen
Situation, mit dem Problem des religiösen Extremismus und mit dem Bürgerkrieg im Libanon befasst hat.

Die Formensprache des österreichischen Künstlers Kevin A. Rausch (Wien) ist ebenso beeinflusst vom abstrakten Expressionismus sowie von populären Kunstformen wie beispielsweise der Graffiti-Art oder dem Comic.
Überlagerungen von Farbschichten, eingestreute Texturen, ineinander verschlungenen Zeichen und Formen sowie im freien Landschaftsraum agierenden Figurationen sind für seine Motive charakteristisch. Der Mensch ist Mittelpunkt im Schaffen von Kevin A. Rausch. Die Nachtsujets des Künstlers sind durch ihre traumhaft-irreale Wirkung und durch unheimliche spannungsreiche Stimmungen und Lichtführungen aufgeladen.

Abstrakte Bildkonstruktionen verbinden sich mit biomorphen Elementen. In der Vielfalt der Einzelheiten und der Unruhe der Strukturen gewinnt der Betrachter oft den Eindruck, dass die Menschen die der Künstler malt, Extremsituationen ausgesetzt sind. Für Kevin A. Rausch ist die Nacht ebenso Erfahrungs- wie Gefahrenraum. Die Welt wie er sie darstellt, ist schlechthin formlos und chaotisch. Sie ist ohne jeden religi- ösen Überbau. Der Mensch wird in sie als Weg- und Sinnsuchender hineingeboren. Er ist auf sich alleine verwiesen. Das Dasein ist rätselhaft und charakterisiert durch ständiges Suchen nach Orientierung.

Handelt es sich bei Christian Rickerts Graphit-Prägezeichnungen von Menschen in geschlossenen Räumen oder vor einsamen Läufern in tiefschwarzer Landschaft tatsächlich um Menschen vor nächtlicher Situation? Wir können es so interpretieren, zumal Anzeichen darauf verweisen.
Der Künstler jedoch lässt das offen. Motive aus dieser Papierarbeitenserie dokumentieren zum einen das zeichnerische Talent Rickerts. Zum anderen lassen sie erkennen, dass Rickerts Kunst den Menschen zum Inhalt hat. Wir sehen Szenen der Einsamkeit und der Versunkenheit in sich selbst. Blätter aus dieser Serie zeichnen sich vordergründig durch harte Hell-Dunkel-Kontraste aus.
Andererseits lassen sie aber auch durch den zarten Auftrag des Graphits eine sehr sensible und detailreiche Bildsprache erkennen.
Aggressiv, bedrohliche und monumental gegenüber diesen zarten Papierarbeiten dagegen das imposante auf einen Styroporuntergrund gemalte Bild „Paradise Lost – Die Horde überzieht den Erdkreis“. Das Bild ist eine Hommage an den englischen Dichter John Milton und dessen 1667 veröffentlichtes Buch „Paradise Lost“. Es bezieht sich auf den Brudermord in der Bibel (Kain und Abel) und ist eine Allegorie auf die Bürgerkriege der Gegenwart.

Die emotionale Wirkung der Gemälde von Bodo Rott (Berlin) beruht auf der Rätselhaftigkeit des Geschehens. Rotts Bilder sind gekennzeichnet durch die oftmals groteske Theatralik seiner Figuren von denen man nie so richtig weiß ob es sich um die Darstellung von Kindern, Jugendlichen oder gerade erwachsen gewordenen Menschen handelt. Typisch ist die Einbettung seiner alterslosen Figuren in einen tiefschwarzen Hintergrund. Im matten Schwarz seiner Bildhintergründe scheint Bedeutsames verborgen. Versunkene Erinnerungen aus der Kindheit scheinen auf. Rotts „Kindfiguren“ posieren wie auf einer Theaterbühne. Sie offerieren dem Betrachter Psychogramme zwischenmenschlicher Spannungen. Motive frühkindlicher Prägungen verbinden sich mit Gewalt, Macht, Sexualität, Einsamkeit und Anonymität einer desillusionierten Welt.

Wie eine Terra incognita – eine unerforschte Landschaft – wirken die nächtlichen Landschaftsszenerien von Becker Schmitz (Moers). Die Bilder des Künstlers sind aufgeladen mit ebenso mystischer wie melancholischer Stimmung. Sie sind Ausdruck von Einsamkeit und Abgeschiedenheit.
In ihnen herrscht eine überwirkliche Stimmung vor. Den Eindruck des Magischen und Fantastischen seiner Motive steigert der
Künstler noch durch rätselhafte Farb- und Lichteffekte. Die Nacht hüllt geheimnisvolles Terrain und nachtschwarze Horizonte in sphärisches Licht. Alles erscheint fremd, unwirklich und unheimlich. Aus einer tieferen Dimension heraus klingt in diesen Bildern manchmal eine apokalyptische Grundstimmung an. Will uns Becker Schmitz mit seinen Bildern an die Ursprünge der Welt und damit an eine verlorene Zeit erinnern? Oder zeigt das Geschehen eine Welt nach der Apokalypse? Nichts an Becker Schmitz Bildern ist eindeutig. Auch wenn der Betrachter seine Bilder auf den ersten Blick als Landschaftsbilder charakterisiert, so ließen sich doch mache der Werke fraglos als abstrakte Malerei interpretieren. Die Welt die Becker-Schmitz in seinen Bilder reflektiert ist verführerisch schön. Sie ist aber auch radikal und beängstigend und im höchsten Maße gefährdet. Desaster und Idylle liegen dicht beieinander.

Walter Yu (Peking / Berlin) – Maler, Zeichner, Keramiker, Fotograf, Filmemacher und Schriftsteller – setzt sich in seinen Nachtbildern, die er in den traditionellen künstlerischen Tusche- und Pinseltechniken asiatischer Künstler realisiert, mit dem demografischen Wandel seiner Heimat China bzw. der Situation Chinas zwischen Tradition und Moderne auseinander. Als Papierarbeiten auf kleinen Formaten realisiert, kreisen seine Themen aber auch um persönliche Erfahrungen wie Reiseoder Alltagserlebnisse.
Die Suche nach der eigenen Identität herrscht in vielen Arbeiten des Künstlers vor. Schwarz-Weiß-Kontraste dominieren. In vielen Arbeiten wird die Nacht zur Seelenlandschaft. Auch romantische und lyrische Aspekten scheinen in den oft zu Installationen zusammengefassten Werken von Walter Yu Momente auf und oft drängt sich der Eindruck auf, dass es sich bei einigen seiner Portrait-Zeichnungen um Selbstdarstellungen handelt.

Vernissage: Freitag, 25. November 2016, ab 19:00 Uhr 

Ausstellungsdaten: Samstag, 26. November – Freitag, 13. Januar 2017

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Bildunterschrift: Kevin A. Rausch – No Mans Land, Mischtechnik Leinwand, 200 x 130 cm, 2013

Ausstellung Die Schwärze der Nacht – Köppe Contemporary – Kunst in Berlin ART at Berlin 

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