post-title Caroline Kryzecki | Kind of Blue | Sexauer Gallery | 21.04.-10.06.2023

Caroline Kryzecki | Kind of Blue | Sexauer Gallery | 21.04.-10.06.2023

Caroline Kryzecki | Kind of Blue | Sexauer Gallery | 21.04.-10.06.2023

Caroline Kryzecki | Kind of Blue | Sexauer Gallery | 21.04.-10.06.2023

bis 10.06. | #3913ARTatBerlin | Sexauer Gallery zeigt ab 21. April 2023 die Einzelausstellung Kind of Blue der Künstlerin Caroline Kryzecki.

Caroline Kryzecki wurde in den letzten Jahren für ihre Kugelschreiberzeichnungen bekannt, bestehend aus tausenden, mittels eines Lineals gezogener Linien. Diese Zeichnungen haben wegen ihrer dabei entstehenden Raster oft eine textile Anmutung. Später befasste Kryzecki sich intensiv mit der Weberei, weil diese ebenfalls auf Rastern beruht. Durch die Verflechtung von Fäden entstehen Farbpunkte, die wiederum ein Bild ergeben. Diese Farbpunkte erinnern an Pixel, und tatsächlich wurden bereits Anfang des vorletzten Jahrhunderts Webstühle von Lochkarten gesteuert, von digitalen Datenträgern also.

Vor einigen Jahren entdeckte Kryzecki altes Rasterpapier in einer Weberei. Dieses sogenannte Patronenpapier diente Textilgestaltern zum Entwurf von Stoffen. Für ihre Arbeiten der Ausstellung Kind of Blue ließ Kryzecki schwarze Raster per Hand auf Papier siebdrucken. Die Felder der Raster wiederum sind jeweils unterteilt in kleinere Felder, teils in 8 x 8 Quadrate, teils in 4 x 9 Rechtecke, die ihrerseits wieder ein Quadrat ergeben. In das Raster malte Kryzecki auf jedes Blatt mit Gouache oder Aquarell tausende halbrunde Formen, die aussehen wie Kegelschnitte. Ausschließlich in Blau. Durch die Veränderung von Größe und Ausrichtung der Pinselabdrücke sowie durch die Modulation der Blautöne und der Opazität und Transparenz der Farbe variieren die Arbeiten trotz ihrer Grundlegung im Raster stark.

Während Kryzecki für ihre erste Ausstellung mit diesen Malereien im Jahr 2020 vor allem experimentierte und das Arbeitsfeld ihrer neuen Malerei absteckte, geht sie in Kind of Blue systematisch in die Tiefe. Wer die Kugelschreiberzeichnungen von Kryzecki kennt, weiß, dass sie für diese eine Notation entwickelt hat, von ihr „Code“ genannt. Es gibt ein ganzes Buch über diese Codes. Im Rahmen der Arbeit für Kind of Blue hat die Künstlerin begonnen, auch für ihre Rastermalereien eine Notation zu entwickeln.

Die Papiere der Malereien von Kind of Blue haben alle dasselbe Maß von 140 x 100 cm, mit einer Ausnahme: bei einer großen Arbeit misst das Papier 190 x 150 cm. Bei diesem ist das unter der blauen Farbe liegende Raster ebenfalls blau. Obwohl es sich bei den Kugelschreiberarbeiten um Zeichnungen handelte, und bei den Rasterarbeiten von Kind of Blue um Malerei, ergeben sich strukturelle Gemeinsamkeiten. Bei den Kugelschreiberzeichnungen führten die sich überlagernden Linien zu Moiré-Effekten. Bei den Rastermalereien geschieht dies ebenfalls, allerdings wie unter einem Brennglas in starker Vergrößerung.

Ein wichtiger Einfluss für Kryzecki ist Musik. Ihre erste Ausstellung mit Rastermalereien betitelte Kryzecki Counting Silence. Das erinnerte an John Cage. Nun hat Kryzecki ihre zweite Ausstellung Kind of Blue genannt. Und tatsächlich verwendete sie ausschließlich unterschiedliche Töne von Blau; Ultramarin, Indigo, Preußisch, Pariser, Saphir oder Himmelsblau. Außerdem verweist der Titel auf die gleichnamige Langspielplatte von Miles Davis. Wie die Musiker die Kompositionen dieser legendären Aufnahme nicht kannten, bevor sie ins Studio kamen, um die Unmittelbarkeit ihres Spiels nicht zu gefährden, verzichtete auch Kryzecki auf einen bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Plan und überließ vieles dem Prozess. Und so wie die Stücke von Kind of Blue sich auf wenige Harmonien beschränken, verzichtete auch Kryzecki auf unterschiedliche Farben. Diese Selbstbeschränkung erlaubte es ihr, sich anderen Parametern zuzuwenden: der Verschiedenheit der Töne, der Transparenz, dem Rhythmus, der Taktung, dem Timing, fast möchte man formulieren – klänge es nicht etwas widersprüchlich: dem visuellen Sound.

Fragt man Kryzecki nach dem Wesen ihrer Arbeit, spricht sie trotz der zugrunde liegenden starren Raster vor allem von einem Spiel. Ein nur scheinbarer Widerspruch, denn in der Musik wie in der Kunst eröffnen häufig erst Regeln oder Grenzen einen Raum zur Freiheit, in der Phrasierung, der Tonfarbe etc. Ähnliches gilt für freiwillige Selbstbeschränkungen. Im modalen Jazz erhalten Musiker durch ihren Verzicht auf häufige Harmoniewechsel eine größere harmonische Freiheit. Caroline Kryzecki verzichtete in ihrer Ausstellung ebenfalls auf alle Farben außer Blau. Sie gab sich nur einer einzigen Tonart bzw. Farbe hin, dafür aber verschiedenen Rhythmen, Stimmungen und Tönen. Wie in der Musik kann Verzicht zu Reichtum führen. Kind of Blue? Yes! – a million kinds of Blue!

Vernissage: Freitag, 21. April, 18:00 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 21. April bis Samstag, 10. Juni  2023

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Bildunterschrift/Image caption: Courtesy Sexauer Gallery

Ausstellung Caroline Kryzecki – Sexauer Gallery | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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