post-title Helga Goetze | Galerie ART CRU Berlin | 09.09.-29.10.2021

Helga Goetze | Galerie ART CRU Berlin | 09.09.-29.10.2021

Helga Goetze | Galerie ART CRU Berlin | 09.09.-29.10.2021

Helga Goetze | Galerie ART CRU Berlin | 09.09.-29.10.2021

bis 29.10. | #3145ARTatBerlin | Galerie ART CRU Berlin präsentiert ab 9. September 2021 eine Einzelausstellung mit Werken der Künstlerin Helga Goetze.

Die Künstlerin hat seit Beginn der achtziger Jahre ein gewaltiges, faszinierendes Universum von gemalten Bildern, gestickten Teppichen sowie tagtäglicher schriftlicher Aufzeichnungen geschaffen. Bekannt-berüchtigt war Helga Sophia Goetze für ihre „Mahnwache“ an der Berliner Gedächtniskirche. Dort stand sie über 20 Jahre täglich eine Stunde, um ihre Botschaft zu verkünden: „Ficken macht friedlich“ – „Ficken ist Frieden“.

Ein Aufenthalt bei der AAO Kommune des Aktionskünstlers Otto Mühl auf dem Friedrichshof in Österreich hat sie zum Malen gebracht. Von 1978 bis in die Mitte der 1980er Jahre entstanden ca. 500-1000 mit Ölkreide auf Papier gezeichnete, sowie mit Gouache gemalte Bilder: „Selbstdarstellungen“. Ihre Themen: Krieg, Frieden, Religion, Esoterik, Psychologie, Politik, Sex, Familie brachte sie anfangs in gemalten Bildern, später als Stickereien in die Welt.

Sie erschuf ein kunsthistorisch bedeutendes umfangreiches Oeuvre, bestehend aus Bildern, Stickereien, Gedichten und Literatur. 1983 begann sie mit ihren Stickarbeiten: Die erste Stickerei war eine „Friedensfahne“. Sie sah es als ihre Aufgabe, die Symbole der Friedensbewegung, Kinder, Natur, sich selbst an der Gedächtniskirche sitzend, Mahnwache haltend, mit Nadel und Garn festzuhalten. Ein alter Bettbezug diente als Grundlage. Von da ab stickte sie große Themen: wie die „13 Göttinnen“ (1993/94, 180x175cm,) oder „12 Pfade zum direkten Wissen“ (12-teiliges Leporello, 1990, 27x185cm). Insgesamt hat Helga Goetze von 1983 bis zu ihrem Tod 2008 mehr als 300 verschiedengroße Teppiche gestickt. Fünf großformatige Teppiche sind seit 2007 Teil der Collection de l’Art Brut, Lausanne. Insgesamt befinden sich fünf Hauptwerke handgestickter Teppiche in der ständigen Ausstellung. Das Stadtmuseum Berlin betreut ihr künstlerisches – gemaltes und gesticktes – Erbe.

Mensch werde wesentlich, 2006, Mischtechnik und Kollage auf Papier, 42×29.5
Foto: Karin Pott – Galerie ART CRU Berlin

Helga Goetze wurde 1922 in Magdeburg geboren, sie wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Mit 20 Jahren, 1942, heiratete sie einen 12 Jahre älteren Mann. Von Magdeburg zog das Paar 1949 nach Hamburg, wo Kurt Goetze bei einer Bank angestellt war. Sie hatten gemeinsam sieben Kinder – fünf Mädchen und zwei Jungen. Die Ehe funktionierte so lange, bis Helga bei einem Urlaub auf Sizilien mit Einverständnis ihres Mannes eine Nacht mit Giovanni, einer gemeinsamen Urlaubsbekanntschaft, verbringen durfte. Nach dieser Erfahrung brach sie aus ihrem bürgerlichen Hausfrauendasein aus. Sie lebte in Hamburg in einer WG mit freier Sexualität und Gemeinschaftseigentum, sie schrieb ein Buch: „Hausfrau der Nation oder Deutschlands Supersau ?“ – Zeugnisse eines Ausbruchs, hrsg. Volker Elis Pilgrim, 1973.

Auch international erhielt sie Aufmerksamkeit mit ihren provokanten Auftritten, Theorien und Gedichten, wurde in Talkshows eingeladen und war 1976 „der Skandal des Jahres“, als sie sich im TV nackt auszog. „Wofür soll ich mich schämen? Mein Körper ist meine Kirche, durch den fühle und atme ich.“

1978 zog sie nach Berlin-Kreuzberg. Anfangs stand sie am Eingang der TU Mensa, hielt den Menschen kleine Zettel mit ihren Botschaften hin, bzw. hatte diese in Form von selbstgemachten Schildern um ihren Hals gehängt. Rosa von Praunheim drehte den Film „Rote Liebe“, in der sie die Hauptrolle spielt. Von 1983 bis kurz vor ihrem Tod am 29. Januar 2008, hatte sie ihren Platz an der Gedächtniskirche. Von dort rief sie den Passanten zu: „Ficken/lieben – Der Orgasmus der Göttin ist Frieden“, „Wer nimmt die Sexualnot der Jünglinge und die der Frauen über 30 wahr?“. Von 1982 bis zu ihrem Tod wohnte sie in Charlottenburg.

Helga Goetze hat ca. 3.000 Gedichte verfasst. Sie selbst bezeichnete sich als „größte, lebende Dichterin“. Die Gedichte, sowie die über 30.000 maschinengeschriebenen DIN A 4 Seiten mit tagtäglichen Aufzeichnungen über ihre Erlebnisse, ihre Lektüre, ihre Erkenntnisse, sind ein unschätzbares Sittengemälde unserer Zeit. Dieser literarische Nachlass befindet sich im frauenfeministischen Archiv, FFBIZ, Berlin.

Text: Karin Pott

Vernissage: Donnerstag, 09. September 2021, 18:00 Uhr

Lesung: Freitag, 8. Oktober 2021, 18:00 Uhr
Karin Pott liest aus „Urlaub in Sizilien“, Helga SOPHIA Goetze schrieb 1983 das III. Testament (Zeuge sein): Zu den Müttern. Im mittleren Teil des über 100 Seiten umfassenden Werkes beschreibt sie ihre eigenen Erlebnisse über die Dämonie des Augenblicks in Sizilien. Karin Pott stellt dieses unveröffentlichte Werk vor, liest daraus einige Passagen: LA DONNA DEL MONDO, sowie Gedichte.

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 09. September bis Freitag, 29.Oktober 2021

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Bildunterschrift Titel: Helga Goetze, Yoga, O.D., Baumwolltwist, Metallfäden, Nessel, 47 x 39,7 cm

Ausstellung Helga Goetze – Galerie ART CRU | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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