post-title Francois Morellet | JORDAN/SEYDOUX | 08.09.-29.10.2016

Francois Morellet | JORDAN/SEYDOUX | 08.09.-29.10.2016

Francois Morellet | JORDAN/SEYDOUX | 08.09.-29.10.2016

Francois Morellet | JORDAN/SEYDOUX | 08.09.-29.10.2016

bis 29.10. | #0680ARTatBerlin | JORDAN/SEYDOUX zeigt ab dem 8. September 2016 die Ausstellung Neue-Neue Nationalgalerie des Künstlers François Morellet.

Die Ausstellung wird von Thibaut de Ruyter kuratiert.

Vor fast vierzig Jahren eröffnete am 14. Januar 1977 François Morellets erste deutsche Retrospektive Bilder und Lichtobjekte in der Berliner Nationalgalerie. Von dieser Ausstellung existieren ein paar magische schwarz-weiß Fotos, Pressartikel (insbesondere einer in der Süddeutschen Zeitung, in dem der Künstler François Morellat [sic] genannt wird) und ein schöner, minimalistisch gestalteter Katalog, der damals 28 Deutsche Mark kostete und heute gebraucht für etwa 20 Euro im Internet zu finden ist.

1926 geboren, zeigte der damals fünfzig-jährige Künstler um die fünfzig Kunstwerke und aus der Publikation wird ersichtlich, dass Morellet seine Reife erlangt hatte. Seine ersten Arbeiten reichen in die frühen 1950er-Jahre zurück und es sind so fünfundzwanzig Jahre seiner Karriere, die in der Nationalgalerie gefeiert wurden. Im Anschluss an Berlin ging die Ausstellung nach Baden-Baden und dann ans Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, was zeigt, wie sehr Deutschland in der Karriere des französischen Künstlers »einen Schritt voraus« war.

Die Werke, die diesen Herbst in der Galerie Jordan/Seydoux in Berlin präsentiert werden, entstanden größtenteils in den zehn Jahren vor der Ausstellung in der Nationalgalerie. Sie werden von zwei neueren Arbeiten begleitet (Ondes Parasites, 2014 und Système, hasard et téléphone, 1997), die zeigen, dass Morellets Story nicht 1977 endete und dass er immer wieder Mittel fand, sich in zahlreichen Systemen neu zu erfinden. Die Ausstellung Neue-Neue Nationalgalerie präsentiert ein Ensemble aus sechs schwarz-weiß Siebdrucken (Trames, realisiert 1965), eine Edition mit dem Titel Répartition régulière de carrés, 1 sur 2 rouge-rose, 1 sur 2 rouge-orange von 1975, begleitet von drei Unikaten: ein Gitter auf Holz Grillage sur bois (1978), einer Ölmalerei auf Holz 45° 90° 135°, bleu sur rouge (1971) und einer Acrylmalerei auf Holz 0° 60° 120°, noir sur blanc (1972).

Die Inszenierung in der Galerie Jordan/Seydoux ist eine Hommage an die Ausstellung in der Nationalgalerie. Als Mies van der Rohe dieses Gebäude 1968 konstruierte (dessen erste Version tatsächlich der seit 1958 entworfene Geschäftssitz der Firma Bacardi in Kuba war), machte er sich keine großen Gedanken um die Künstler, die dort ausstellen sollten. Mit großem Vergnügen sahen wir in diesem Tempel aus Glas und Stahl eine elegante Jenny Holzer oder einen ironischen Mark Wallinger. Wir bewunderten 2009 die Inszenierung der Architekten Caruso St John für Thomas Demand, während Gerhard Richter als bisher letzter Maler, der dort eine Retrospektive präsentierte, mit einer extrem trockenen Szenografie wenig Interesse für das Gebäude zeigte. Wir sahen auch viele Künstler irren, denn so schwierig ist der Raum. Morellet erzeugte nicht nur Malereien und Arbeiten auf Papier, sondern realisierte auch zahlreiche Installationen (denen das Centre Georges Pompidou 2011 eine Ausstellung mit dem Titel Réinstallations widmete) und seine Szenografie für die Nationalgalerie reflektierte sein Interesse am Raum und seine Fähigkeit, mit diesem zu spielen. So schwebten 1977 drei Bilder im Hauptraum, was die Abwesenheit von Wänden im Gebäude von Mies van der Rohe unterstrich und den Werken eine besondere Präsenz gab: sie brauchten gar keine Wand, um darauf zu hängen, und ihr Spiel mit den Linien und Winkeln störte mit leichten Verschiebungen und seltsamen Perspektiven die strenge Geometrie des deutschen Architekten. Diese in der Geschichte des Gebäudes einzigartige Hängung wird in der Galerie Jordan/Seydoux neu interpretiert, selbstverständlich in kleinerem Maßstab, aber mit einem Humor, der – so hoffen wir –
François Morellet nicht missfallen hätte.

Eine Ansicht der Ausstellung in der Nationalgalerie (die sich damals noch nicht Neue Nationalgalerie nannte) und der Katalog von 1977 sind der Ausgangspunkt dieser Hängung. Im Aufgreifen der Inszenierung der im Raum schwebenden Gemälde und der Verwendung der historischen Bilder, die die ersten zwanzig Jahre der Karriere des Künstlers in den Blick nehmen, ist dies ein ambitioniertes Projekt, das Editionen, Unikate und eine Anspielung auf die Vergangenheit zusammenbringt. Über das Betrachten der Besessenheit Morellets für Raster und Gitter hinaus, ist es amüsant, an Carsten Nicolai zu denken, der 2009 ein Buch names Grid Index herausbrachte. Er zeichnet dort, wie ein Wissenschafter, Hunderte von Rastern auf, die aus verschiedenen Zusammenstellungen von Linien entstanden. Und dieses Buch erinnert in seiner grafischen Gestaltung stark an den Katalog François Morellets für die Nationalgalerie. Daher ist dies die Lektion, die man aus dem Projekt lernen kann: der französische Künstler war von Anfang an ein Zeitgenosse und seine Interessen liegen immer noch in der Geometrie, dem Spiel, dem Humor und dem Raum.

Thibaut de Ruyter

Vernissage: Donnerstag, 8. September 2016, 18:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 8. September – Samstag, 29. Oktober 2016

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Bildunterschrift: via JORDAN/SEYDOUX, François Morellet

Ausstellung Francois Morellet – JORDAN/SEYDOUX – Art at Berlin

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