post-title KwieKulik | Das Denkmal ohne Pass | ŻAK | BRANICKA | 30.04.–30.07.2016

KwieKulik | Das Denkmal ohne Pass | ŻAK | BRANICKA | 30.04.–30.07.2016

KwieKulik | Das Denkmal ohne Pass | ŻAK | BRANICKA | 30.04.–30.07.2016

KwieKulik | Das Denkmal ohne Pass | ŻAK | BRANICKA | 30.04.–30.07.2016

bis 30.07. | #0503ARTatBerlin |  ŻAK | BRANICKA freut sich, ab dem 30. April 2016 die zweite Ausstellung des Künstlerduos KwieKulik „Das Denkmal ohne Pass“ zu präsentieren.

In der im Rahmen des Gallery Weekend Berlin 2016 präsentierten Ausstellung geht es zum ersten Mal um die Kritik des Künstlerduos KwieKulik am repressiven Staat. Das Thema ist die persönliche und soziale Freiheit, sowie die Reise- und Meinungsfreiheit. Die Werke entstanden in den 1970-er Jahren; sie sind aber auch heute noch höchst aktuell. Die Werke thematisieren die Ohnmacht gegenüber dem übermächtigen Staatsapparat und sind in ihrer Zusammenstellung als Kommentar auf die gegenwärtige politische Lage in Europa gedacht. Sie zeigen, dass sich die Geschichte leider immer wiederholt.

Das Künstlerpaar KwieKulik, bestehend aus Zofia Kulik (geb. 1947) und Przemysław Kwiek (geb. 1945), war zwischen 1971 und 1987 in Polen aktiv und gilt als eines der wichtigsten Phänomene der europäischen Nachkriegskunst. In der Zeit seines Bestehens initiierte das Duo unzählige Performances und künstlerische Demonstrationen. Ihr Gesamtwerk beinhaltet verschiedenste Formen des Archivs, Filme, Installationen und die Dokumentation ihrer Aktionskunst. Ihre politischen Arbeiten waren stets eine Reaktion auf die Ablehnung, die ihnen polnische Regime entgegenbrachte. Aufgrund ihres sozio-politischen Engagements und ihrer kompromisslosen Kritik nimmt KwieKulik eine einzigartige Stellung in der Kunst der Avantgarde ein.

Die Arbeitsmethoden von KwieKulik grenzten sich entschieden von traditionellen Ausdrucksmitteln ab und waren für ihre Zeit bahnbrechend, da die Künstler die Performance und die Dokumentation dieser zu einem wesentlichen Teil ihrer Arbeit machten. Ihre Grundidee war die Aufhebung der Grenze zwischen dem privaten Leben und der Kunst. In ihrer Praxis zeigt sich eindeutig: „Das Private ist politisch.“

Eine ihrer früheren Arbeiten ist die Fotoserie Ameryka (1972 – 1985). Der Titel ist angelehnt an eine Zeitschrift, die in Washington gedruckt und von der amerikanischen Botschaft in Polen vertrieben worden ist. In dieser Zeitschrift wurde die Realität auf sehr idealisierte Weise dargestellt – in der darin gezeigten, utopischen Welt  waren alle Menschen glücklich. Kwiek und Kulik konnten sich damit nicht identifizieren, da diese Abbildungen nicht der Realität des sozialistischen Alltags entsprachen. Also schufen sie ihre eigene, ideale Welt: Die Fotos zeigen sie als glückliche Eltern und Künstler, die durch die Welt reisen und sowohl in privater als auch in beruflicher Hinsicht sehr erfolgreich sind. Die Fotoserie enttarnt die wahre Sprache der Propaganda, indem sie diese auf völlig verzerrte Weise darstellt.

Der Titel der Ausstellung Das Denkmal ohne Pass bezieht sich auf die gleichnamige Performance, die das Duo 1978 auf der Jugendkunst-Biennale in Sopot aufführte. Anlass für diese war das Reiseverbot zum Künstlertreffen „Behaviour Workshop“ in Arnheim, das ihnen die polnische Regierung einen Monat zuvor auferlegt hatte. Der Grund für das Reiseverbot war ein Ausstellungskatalog der Kunsthalle Malmö in Stockholm. Darin waren auf einer Doppelseite zwei Fotografien von KwieKulik zu sehen: Eine zeigte Zofia Kulik in der Bildhauerwerkstatt bei der Arbeit an einer Gedenktafel. Das Foto war Teil von Kwieks Arbeit Die Kinga Platte – das Verdienen und Schaffen von 1974. Im Hintergrund befindet sich zufällig ein Werk eines anderen Künstlers. Es ist ein großer Adler aus Gips – das Wappentier Polens. Die Fotografie ist mit einem Kommentar versehen: „Ein Gipsvogel für Bronze in den Barracken der Bildenden Künste“. Auf der zweiten Fotografie ist eine Tonfigur, ein früheres Werk Kwieks, zu sehen. Diese erinnert an einen Phallus und trägt den Titel Der Schwanzmann. Die Zusammenstellung der beiden Abbildungen führte zur sogenannten „Adleraffäre“. In dieser wurden die Künstler beschuldigt, das nationale Symbol Polens beschmutzt zu haben. Im Zuge der Affäre wurde KwieKulik auch jegliche finanzielle Unterstützung entzogen. So wurde Das Denkmal ohne Pass schließlich zum Mahnmal gegen bürokratische Willkür.

Die Performance in Arnheim fand trotz des Reiseverbots statt, wenn auch auf modifizierte Weise. Die Künstler hatten die Organisatoren gebeten, die Performance nach ihrer Anleitung aufzuführen. Auch Joseph Beuys nahm daran teil. Einige Jahre später unternahmen KwieKulik in einem Fiat 126p (vergleichbar mit einem Trabbi) eine Reise durch Deutschland und Belgien. In dem winzigen Auto hatten sie ein Zelt, Schlafsäcke, einen Gaskocher, ihre Kamera und sogar ihre Kunstwerke dabei. Während der Reise verwirklichten die Künstler mehrere Projekte und begegneten zahlreichen Bekannten (u.a. Beuys und Elisabeth Jappe).

Kurz bevor 1981 der Ausnahmezustand in Polen eintrat, nahmen Kwiekulik an der Ausstellung „Neue Kunst aus Polen“ im Künstlerhaus Stuttgart teil. Im Zuge der Ausstellung produzierten sie den schlichten Film Supermarkt. Darin spazieren die Künstler durch einen Lebensmittelladen, wo sie sich, vom Luxus und dem Überfluss von Waren überfordert, nicht zwischen den Waren entscheiden können. Schließlich kaufen sie nichts. Die Absurdität der Situation verbildlicht die Diskrepanz zwischen der Realität, die KwieKulik kannten, und einem vermeintlichen „Land der Träume“.

Im Kino fsk (Segitzdamm 2, 10969 Berlin) findet während des Gallery Weekend täglich ein Screening statt. Gezeigt wird ein hervorragender Dokumentarfilm über KwieKulik, sowie einige ihrer Videos.

– „KWIEKULIK“ – documentary by A. Zakrzewska and J. Turowicz. prod. Polish Television TVP Kultura 2011

– Kwiekulik, Videos, 1971 – 81

Vernissage: Freitag, 29. April 2016, 18 bis 21 Uhr. Zofia Kulik wird anwesend sein.

Ausstellungsdaten: Samstag, 30. April bis Samstag, 30. Juli 2016

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Bildunterschrift: via Zak Branicka – KwieKulik

Screening: KWIEKULIK – ein Dokumentarfilm von A. Zakrzewska un J.Turowicz (2011) und Videos von KwieKulik, 27. – 30. April, 2016, 16 Uhr im Kino fsk, Segitzdamm 2, 10969 Berlin

Ausstellung – KwieKulik – Zak Branicka – Kunst in Berlin ART at Berlin

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